The Real China Experience

我的生活在中国

Monat: Oktober 2015

Essen

Weiter geht’s. Als wir dann erst einmal in Bozhou ankamen, war an Aufenthaltstitel oder sonstiges nicht mehr zu denken, denn kaum ist man bei der Familie geht es nur noch um eins: Essen, essen, essen und noch einmal essen. Unser Hochzeits/Willkommens-Bankett war schon für nächste Woche geplant, was uns eigentlich ein wenig zu früh war, da wir gerne noch einmal nach Hefei gefahren wären, aber was soll man machen. Vor dem eigentlichen Hochzeits/Willkommens-Bankett gab’s dann eigentlich auch täglich mind. 2 mal große Familienessen, da man ständig von Verwandten irgendwohin eingeladen wurde.

Das heißt unser Tagesablauf die letzte Woche sah im Prinzip so aus:

  • Aufstehen
  • Erste Verwandte trudelten bereits ein
  • Verwandte Bespaßen
  • Mittagessen fahren
  • heimfahren
  • Erste Verwandte für’s Abendessen trudelten bereits ein
  • Verwandte Bespaßen
  • Abendessen fahren
  • Schlafen gehen

So sehr ich chinesisches Essen auch mag, irgendwann ist aber auch mal gut, zumal man automatisch immer soviel isst, dass man schon nach einer Woche bereits aus dem Leim geht. Die letzten Tage frühstückte ich schon kaum was, denn dann hätte das Mittagessen sowie Abendessen erst recht nicht mehr reingepasst. Frühstück heißt in China nämlich Reissuppe, normale Speisen wie beim Mittag- oder Abendessen und chinesisches Brot. Das ist nach 3 Tagen Daueressen einfach zuviel.

Als nächstes nahte unser Hochzeits/Willkommens-Bankett und da hieß es natürlich schon einen Tag vorher – genau – Verwandte einladen und schon einmal vor essen. Immerhin ist das Essen in China wirklich lecker und besteht aus sovielen Speisen, dass eigentlich immer etwas für einen dabei ist. Ich werde vermutlich bei Zeiten noch etwas detaillierter über chinesische Familienessen schreiben. Trinken durfte ich leider nichts, da ich für das Visum ja eine Gesundheitsbescheinigung brauche und einfach auf Nummer sicher gehen will, dass mein Körper dann auch fit ist. Man weiß ja irgendwie nie.

Am Tage des Hochzeits/Willkommens-Banketts war mir das aber sogar recht, da es an diesem Tage das erklärte Ziel der Familienmitglieder (vor allem Bruder und seine Freunde) ist, den zukünftigen Schwiegersohn abzufüllen. Der zukünftige Schwiegersohn wiederrum kann aber auch Freunde einladen, die ihm helfen können und sollen. Für mich kamen einfach ein paar Freunde meiner Frau, da ich auf die Schnelle niemanden so flink einfliegen konnte. Diese Freunde mussten nun also trinken, was das Zeug hielt und hielten sich aber tapfer, auch wenn die Gesichtsfarben teilweise schon wild wechselten. Die Jungs haben also definitiv noch etwas gut bei mir und ich muss mich da früher oder später noch revanchieren.

Man könnte nun meinen, dass wir nun endlich zurück nach Hefei gehen könnte, um meinen Aufenthalt zu regeln, aber in der Zwischenzeit meldete sich meine Frau für die Fahrschule an und da steht nun nächste Woche bereits die Prüfung bevor. Nun wollen wir danach nach Hefei gehen und auch wenn noch Zeit ist, bin ich froh, wenn das einfach alles endlich mal geregelt ist. Irgendwie fühle ich mich im Moment zur einen Hälfte nur als Tourist und zur anderen als nur geduldet.

Mal schauen, das große Fressen ist ja nun vorbei, nun kann ich auch öfter mal ein paar Zeilen schreiben.

Papierkram 2

Als nächstes ging es dann früh zum Flughafen und mit einem 2 Stunden Flug nach Hefei. Dort angekommen konnten wir endlich mal unsere zwei vermissten Koffer entgegen nehmen. Die Verwandschaft stand auch schon direkt bereit und holte uns ab. Es stand nun erst einmal auf dem Plan, dass wir uns um meinen dauerhaften Aufenthaltstitel kümmern. Also schnell von allen benötigten Sachen eine Kopie angefertigt, Dokumente sortiert und erstmal zur Polizei, wo man in China die Anmeldebestätigung bekommt. Erst wusste keiner so richtig Bescheid, was er mit uns anfangen sollte, aber da wir chinesische Freunde dabei hatten, ging es dann doch irgendwie und ich habe nun eine offizielle Meldebescheinigung für Hefei.  Dann weiter in ein riesiges Amtsgebäude.

Dort beeindruckte zu erst einmal die Organisation. Die hälfte aller Amtsangelegenheiten kann man dort bereits an einem der 10 Terminals erledigen und selbst für’s Formulare ausfüllen gibt es einen eigenen, großen Bereich mit viel Platz zum Schreiben und vielen Stiften. Für alles, was das Terminal nicht erledigen kann, zieht man sich eine Nummer und wartet im riesigen Wartebereich mit mind. 50 kreisförmig angeordneten Sitzen und – ungelogen – 10 x 3 m großem LED Screen. Man fühlte sich ein wenig wie am Flughafen. Als wir dann aber doch vergebens auf das Aufrufen unserer Nummer warteten, gingen wir einfach mal zum Schalter für Ausländervisa und frugen freundlich nach, was da los ist. Es wurde ganz verdutzt geguggt, ein Knöpfchen gedrückt und siehe da, nun waren wir schon dran. So ein Zufall.

Ende der Geschichte war dann leider, dass wir fast überhaupt nichts erledigen konnten, da uns noch ein Dokument, sowie der Gesundheitscheck fehlte. Wir gingen davon aus, dass wir das im selben Gebäude machen können oder einen Arzt genannt bekommen, wo wir hinmüssen, da diese ja höchstwahrscheinlich zertifiziert / beglaubigt sein müssen oder sowas. Sonst hätten wir das ja vorher schon bei irgendeinem Arzt gemacht. Es wurde uns jedoch versichert, dass wir ja noch Zeit hätten und man das ganze theoretisch auch am letztmöglichen Tag (30 Tage nach meiner Einreise) erledigen kann.

Nun denn…

Erstmal Touristenmodus

Komme nun endlich mal dazu, etwas zu schreiben.

Der Anfang ist gemacht, der Abschied fiel schwer und wir sind nun endlich in China angekommen. Mein Flug ging von Frankfurt nach Peking, wo ich dann umstieg und weiter von Peking nach Chengdu flog. Im Prinzip funktionierte der ganze Transfer fast reibungslos, mit der Ausnahme, dass nur eine Stunde Transferzeit für einen riesen Flughafen wie Peking nicht wirklich ausreichend ist. Ich glaube allein bei der Immigration musste ich 20 Minuten warten, dann mit einem Zug zu einem anderen Terminal und danach wiederrum erstmal mein Gate finden. Zum Glück konnte ich ausnahmslos jedem Flughafenmitarbeiter mein Ticket zeigen und jeder wusste Bescheid, wo ich hin müsse. Zu dem Zeitpunkt war es jedoch schon Zeit zum Boarden und ich musste aber noch durch die Sicherheitskontrolle. Das dauerte dann leider auch mindestens 15 Minuten, obwohl ich schon in der „Express Schlange“ stand. Es wurde also nun ziemlich brenzlig und nach der Sicherheitskontrolle rannte ich zu meinem Gate. Das sah ein Flughafenmitarbeiter mit elektrischem Kofferfahrzeug und bot mir an, mich zu meinem Gate zu fahren. Selbst das alleine dauerte schon 5 Minuten und der Kerl raste dabei schon. Eine Rolltreppe zwang mich dann zum Aussteigen und zwei Stockwerke weiter unten musste ich dennoch fast einen Kilometer rennen. Ich kam an meinem Gate zum wirklich letzt möglichen Zeitpunkt („Last Call“) an und war einfach nur froh, endlich im Bus zu stehen, welcher uns zum Flugzeug fuhr. Immerhin, ich war nicht ganz der letzte. Es kamen einfach noch ziemlich relaxed ein paar Chinesen, welche auch zu spät waren. Scheint hier alles nicht so wild zu sein. Mit knapp 45 Minuten Verspätung ging dann auch endlich der Flieger nach Chengdu.

Nächste Station Chengdu Airport, wo ich auch ohne Probleme meine Frau wiederfand, allerdings die Koffer nicht mehr auftauchten. Nach ein bisschen hin und her wurde dann mit der Fluggesellschaft ausgemacht, dass die Koffer nach Hefei gebracht werden sollen, wo wir ein paar Tage später ohnehin noch hinfliegen mussten, um meinen dauerhaften Aufenthalt zu regeln. Aber erstmal etwas in Chengdu relaxen und vor allem eine Runde im Hotel pennen, da ich im Flugzeug diesmal so wirklich gar nicht schlafen konnte und 3 Filme, sowie eine Serie am Stück schaute (hätte noch einen Film mehr geschafft, wenn ich nicht dauernd mit Essen unterbrochen worden wäre.). Danach ging es zur Kuānzhǎi Xiàngzi (宽窄巷子) was übersetzt mehr oder weniger „breite“ und „schmale“ Straße heißt. Ein historisch überlieferter Straßenzug, der 2008 restauriert und für Touristen zugänglich gemacht wurde. Wieviel davon nun noch „original“ ist, ist leider schwer zu sagen, aber immerhin gab‘ es eine Art Original erhaltenes Wohnhaus, welches man sich anschauen konnte. Danach ging’s noch zu einem Tempel, aber da war es praktisch schon zu dunkel, um irgendwie noch etwas zu machen. Also ab in’s Hotel und den nächsten Tag abwarten.

Am nächsten Tag ging es also zum Staudamm Dūjiāngyàn ( 都江堰), einem riesigen „Wasserregulierungsprojekt des Altertums ohne Stauwerk als Charakteristikum“, welches heute noch erhalten ist und vor allem auch funktioniert. Schon imposant, wenn man bedenkt, dass das ganze ca. 256 vor Christus gebaut wurde. Das Wetter war leider etwas arg verregnet und vernebelt, aber immerhin konnten wir natürlich gut essen und auch im Nebel sehen die Berge schön aus und die historischen Bauten sind reichlich imposant. Am Abend gab’s noch geschwind Hotpot, bevor es dann am nächsten Morgen nach Hefei gehen soll, Aufenthalt klären und Gepäck entgegen nehmen.

Zeitraffervideo Hefei

Hier noch ein recht gutes Video, welches Hefei im Zeitraffer zeigt. Da ist von Tempeln über schöne Landschaften bis zu Hochhausschluchten so ziemlich alles dabei.

Hefei

Hefei – 合肥

Um den Blog schon einmal ein klein wenig zu füllen, poste ich vorab etwas Wissenswertes über meine zukünftige Wahlheimatstadt Hefei (Héféi / 合肥). Sie ist die zentralgelegene Landeshauptstadt der Provinz Anhui (Ānhuī / 安徽) und beherbergt auf knapp 7.000 km² ungefähr 7,6 millionen Menschen (Stand 2013). Sie liegt am Ufer des Chaohu-Sees zwischen dem Jangtze- und Huaihe-Fluss. Mit dem Schnellzug ist man in ca. 3 Stunden (Richtung Südosten) in Shanghai.

Hefei liegt zwischen gemäßigtem und subtropischem Klima was eigentlich ganz gut klingt, aber durch die aufeinander treffenden warmen und kalten Luftströmungen von der Küste und dem Binnenland kann es dort relativ wechselhaft und vergleichbar mit Deutschland werden. Als Industriestadt beherbergt Hefei ein Groß an Automobil-, Textil-, Stahl- und Chemische Industrie. Aber auch der Maschinenbau, die Elektro- und Lebensmittelindustrie sind mittlerweile wichtige Wirtschaftsfaktoren in Hefei. An Bildung lässt sich Hefei auch nicht lumpen und bietet gleich um die 10 Universitäten und vergleichbare weiterführenden Schulen, von welchen drei zur Elite des Landes zählen.

Des Weiteren ist Hefei eine Stadt der Wissenschaft und liegt mit seinen sieben staatlichen Laboren auf dem zweiten Platz direkt hinter Peking.  So beherbergt Hefei z. B. den EAST (experimental superconducting tokamak) Reaktor (dient Experimenten zur Gewinnung von elektrischer Energie aus der Kernfusion mittels magnetischen Einschlusses?!) und knapp 200 andere diverse Forschungseinrichtungen.

Ganz schön was los in Hefei, würde ich sagen?

Papierkram

Am Anfang der meisten längeren Aufenthalte im Ausland steht natürlich der Papierkram. Ich habe direkt das Q1 Visum (Langzeitaufenthalt bis 1 Jahr für Angehörige) beantragt und bekam schon 4 Tage später das OK, dass das Visa genehmigt wird. Nanu? So schnell? Bei genauerem Hinsehen stellte ich dann schnell fest, warum. Bei „Dauer des Aufenthalts nach jedem Einreisen“ stand „000 Tage“ und als Zusatz lediglich „Muss sich innerhalb von 30 Tagen um einen Aufenthaltstitel kümmern“. Soso, da wäre ich aber mit einem Touristenvisum irgendwie besser gekommen, da man damit maximal 90 Tage im Land bleiben kann. Sicher, solange der Antrag auf Aufenthalt läuft, kann ich wohl bleiben, aber ich hätte zumindest länger Zeit, mich irgendwann zu melden. Wir wollten ja eigentlich erstmal nach Chengdu reisen und bisschen relaxen, aber nun drückt die Zeit etwas.

Bis dahin heißt es aber ohnehin nochmal mit Ämtern und Papierkram herumschlagen. Um einen dauerhaften Aufenthaltstitel in China zu bekommen, brauche ich natürlich noch eine legalisierte Heiratsurkunde. Das heißt in Kurzform: 1) Notarkopie, 2) Stempel der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion 3) Stempel des Bundesverwaltungsamtes 4) Stempel des chinesischen Konsulats. Klingt so einfach, war es im Prinzip auch, aber der Weg dahin war etwas steinig kurvig. Zuerst muss man sich auf mind. 5 verschiedenen Amts-Webseiten Informationsfetzen zusammensuchen und -verbinden, um dann beim Notar zu hören, dass das ja doch alles ganz anders ginge. Die Verwirrung war groß, die Nerven lagen blank aber im Endeffekt ging dann doch alles ganz reibungslos. Wenn man von Besuchszeiten von 09 – 12 Uhr und ebenso kurzen Telefonzeiten bei den deutschen Ämtern absieht.

Die Kosten lassen sich übrigens auch sehen:

  • Q1 Visum für die VR China – ca. 165 EUR
  • Notariell beglaubigte Kopie der Heiratsurkunde – ca. 12 EUR
  • Beglaubigung der Heiratsurkunde durch Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Kaiserslautern – ca. 24 EUR
  • Hotel in Köln ca. 50 EUR
  • Beglaubigung der Heiratsurkunde durch Bundesverwaltungsamt in Köln – 25 EUR
  • Beglaubigung der Heiratsurkunde durch Konsulat VR China in Frankfurt – 45 EUR

Von den Spritkosten (Kaiserslautern, Köln, Frankfurt) mal abgesehen. Ich ließ diese mal weg, da die ganzen Beglaubigungen auch auf dem Postweg hätten erledigt werden können. Aber uns lag die Zeit im Nacken und sicher ist sicher, finde ich. Immerhin, der grobe Papierkram ist erledigt und ich ließ bei der Gelegenheit auch gleich mein IHK Abschlusszeugnis legalisieren, nur für den Fall.

Hallo Welt

Mal schauen, ob das so klappt hier. Scheint zu gehen.