The Real China Experience

我的生活在中国

Monat: Mai 2016

Bewegtes 3

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Kurz Notiert 2

In China werden bei besonderen Angeboten die Preise nicht als „20 % günstiger“ angepriesen, sondern viel mehr als „nur 80 % vom Originalpreis bezahlen!“. Ein kleines, aber lustiges Detail meines Erachtens, was vor allem aber schon zwischen meiner Frau und mir für etliche Missverständnisse sorgte.

Sie: „Hier, willst du das T-Shirt kaufen? 80 % günstiger!“
Ich: „Was 80 % günstiger? Logo! Oh… du meinst 20 % günstiger. Nee, dann lieber nicht.“

Hinzu kommt, dass häufig keine wirkliche Prozentangabe da steht, sondern nur „8 折“ wie im Beispiel oben. „折“ (ausgesprochen zhé) heißt „falten“ und man kann sich das ganze dann wohl so vorstellen wie ein Blatt Papier, welches man an einer Ecke faltet und am Ende eine kleinere Fläche übrig hat.

Die Chinesen knausern übrigens nicht mit Rabatten. Momentan drängen z. B. die elektronischen Bezahlwege via Handy (sozusagen Apple Pay und Dinge wie PayPal) extremst in den Markt und konkurrieren hart untereinander. In der Regel kriegt man dadurch fast überall Rabatt, da die Bezahlfirma einem den Rabatt anbietet und nicht der T-Shirt Laden selbst und da kann es schon einmal vorkommen, dass man Dinge bis zu 50 % günstiger bekommt, wenn man auf diesem Wege bezahlt.

Deutschland in China

Deutschland ist in China recht beliebt. Auch wenn wir im zweiten Weltkrieg Alliierte der Japaner waren und diese den Chinesen ordentlich zusetzten, so ist es die Verarbeitung unserer Geschichte, welche die Chinesen immer wieder beeindruckt und mit uns versöhnlich stimmt. Und dann ist da natürlich noch das Bier und die Autos. So sieht man häufer mal Zahnarztpraxen mit „Implantaten aus Deutschland“ werben (während bei uns die Implantate alle aus China kommen), viele, viele deutsche Autos und auch Bars wie „Krombacher Bar“, „Bitburger Bar“ oder direkt das „Bavarian Beer House“.

Davon ab gibt es aber teilweise noch eher ungewöhnlichere und lustige Beispiele. Deutsche Technologie im Klärwerk, deutsche Sprache an einem Beautysalon und einen Kärcher-Shop in einer Edel Shopping Mall. Aber seht selbst.

Werbung in China

China ist ja bekanntlich recht groß und vor allem hat es ziemlich viele Bewohner. Hefei z. B. ist eine Stadt mit aktuell (naja, Stand 2010) ca. 7,5 Millionen Einwohnern. So ist es nicht verwunderlich, dass Werbung in China teilweise enorme Ausmaße annimmt. Man muss hier eben extrem auffallen, um aus der Masse heraus zu stechen. Und so fällt einem hier direkt die immense Größe von Werbebannern auf, welche hier überall rumhängen. Es kann schon einmal vorkommen, dass eine komplette Häuserseite mit einer Werbeplane bedeckt ist, auf welcher die neuesten Apartements angeboten werden. Werbeplanen sind in China zum größten Teil von mehrstöckiger Höhe und ebenso bunt und einfallsreich bedruckt. Während sich in Deutschland alle Firmen um den Preis der Plane sorgen machen, machen die Chinesen sich maximal um die Größe sorgen. Das Haus hat nur 10 Stockwerke? Shit, am besten auf dem Dach noch einen mind. 10 meter hohen Aufbau hinstellen, damit die Plane noch größer werden kann.

Gut, Werbeplanen sind ja noch vergleichsweise günstig, könnte man meinen. Wie wichtig den chinesischen Firmen ihr eigener – anscheinend enormer – Markt ist, zeigen aber vor allem die LED Leinwände, die hier auch einfach riesige Ausmaße annehmen. So eine LED Leinwand ist mit Sicherheit auch in China (und vor allem verglichen mit chinesischen Verhältnissen) sicher nicht günstig, aber dennoch werden hier einfach unfassbar riesige LED Leinwände an Häuserfronten angebracht, wo dann in unfassbar grellem LED Licht Werbung läuft. Manchmal als Slideshow, sehr oft Videoclips und manchmal hat man sogar noch das Wetter und die Uhrzeit dabei. Und als wäre das nicht genug, werden solche riesen TVs manchmal auch einfach an den Straßenrand oder anderweitig gute Plätze gesetzt. Es kommt dann schonmal vor, dass man so die Straßen lang läuft und auf einmal von einem riesigen LED Screen geblendet wird, der da einfach so rumsteht und größentechnisch die LED Wand des Finalspiels „Deutschland : Argentinien“ auf der Berliner Fanmeile in den Schatten stellt.

Und wenn wir schon einmal bei Größen sind, selbst Flyer müssen in China mindestens (!) Din A4 groß sein, bevor sich überhaupt jemand dafür interessiert. Am besten natürlich noch auf dickem Papier, damit auch alles ja hochwertig aussieht. Der Vergleich mit Deutschland, wo viele Firmen eher „handliche“ Formate bevorzugen muss auch hier mal wieder herbeigezogen und fast schon belächelt werden. Erst kürzlich war ich im Fitnessstudio, wo auf dem Thresen DIN A3 (!) Flyer herumlagen und die neusten Eigentumswohnungen samt angeschlossener Mega-Shopping-Mall bewarben. Jetzt Eigentumswohnung kaufen; nur 9.000 Yuan (ca. 1.200 EUR) pro Quadratmeter Wohnfläche! Klar, dass die bei den Preisen auf die Kacke hauen müssen. Ich fand es jedoch amüsant und interessant, vor allem weil die Flyer nicht einmal auf den Thresen passten und vorne wie hinten schon „herunter hingen“. Einfach unfassbar manchmal, dieses China.

Des Weiteren sind die Chinesen vor allem sehr einfallsreich, was die Plätze der Werbung angeht. In der Regel wird hier für Planen oder Aufkleber jeder freie cm² genutzt und am liebsten würden sie vermutlich sogar noch die Straßen bekleben. An unseren Fahrstultüren klebt Schnapswerbung, über dem Knopf zum Rufen des Fahrstuhls hängt noch ein Mini LCD Screen, auf welchem Videos laufen und darunter ganze 3 (!) weitere kleinere LCD Screens zusätzlich fröhlich Werbung anzeigen und als wäre das noch nicht genug hängen natürlich im Fahrstuhl auch nochmal 3 Bilderrahmen mit Werbung. Puh. Es erschlägt einen hier in der Tat manchmal. Viele Firmengelände oder Wohngegenden sind mittels Schranken blockiert, an welchen natürlich auch Werbung an den Lamellen angebracht wird. Selbst ein Luxushotel kann in der Lobby nicht auf 5 LED Leinwände verzichten. Selbst dann, wenn man glaubt endlich mal eine Werbefreie Hauswand oder Ecke gefunden zu haben, kommen einem auf einmal eine Truppe Menschen entgegen, welche Schilder mit Werbung darauf hochhalten und ggf. noch Riesenflyer an Interessierte ausgeben. Manchmal werden sie sogar von einem in ein Megaphon schreienden Anführer angeführt.

Aurale Werbung ist ja auch so ein Ding hier. Vor vielen Geschäften stehen einfach große Lautsprecher, auf welchen dann im Loop ein oder mehrere besonders tolle Angebote durchlaufen. Das ganze natürlich in einer ohrenbetäubenden Lautstärke, damit man natürlich am meisten von allen auffällt. Andere Läden wiederrum haben eine Verkäuferin vor der Tür stehen, welche in ein kleines Headset spricht und ein Minilautsprecher an ihrem Gürtel dann die neusten Angebote preist. Natürlich selbst bei den Minilautsprechern in einer ohrenbetäubenden Lautstärke und häufig kommt es auch mal vor, dass eben mehrere Läden nebeneinander sind und man so von 5 – 10 solchen Werbespots oder Angestellten beschallt wird. Unser McDonald’s vor unserer Haustür hat z. B. das Audiosignal seines TVs im Laden einfach nach draußen geleitet und so darf man sich als Anwohner nun täglich (!) und ungelogen den ganzen Tag (!) McDonald’s Werbespots anhören. Dann gibt es noch Fahrzeuge, welche einfach ein Megaphon auf dem Dach haben und entweder irgendwo parken oder auf Wunsch des Kunden auch durch die Stadt fahren und dann ihre Werbespots durch die Straßen trällern.

Zu den Flyern sei übrigens noch gesagt, dass das Flyerverteilen in China auch ziemlich lustig ist. Flyer werden oft gerollt und Fahrzeugen in die Türklinken geschoben oder an die Scheibenwischer gehängt. Natürlich gerne auch mal an der Ampel, wenn die Fahrzeuge kurz anhalten. Es wird einfach verteilt, ob man will oder nicht. Da jetzt aber z. B. Motorroller bzw. E-Bikes weder Scheibenwischer noch Türklinken haben, werden Flyer von den Verteilern auch gerne mal „abgelegt“. Und zwar entweder auf deinem Schoß, im Korb falls vorhanden, deiner Tasche oder einfach auf der Trittfläche, wo man seine Füße hat. Ein freundliches „Nein Danke“ hilft natürlich überhaupt nicht und so muss man sich einfach damit abfinden, nun noch mehr Werbung mit sich herumzutragen. In Shanghai saß ich einst in der U-Bahn und auch hier wurde mir einfach ein Flyer auf den Schoß gelegt, ob ich wollte oder nicht.

Ich kann nur erahnen wie hart umkämpft der chinesische Markt ist, aber wenn man sich die Werbung hier anschaut, dann muss es hier einiges zu holen geben, so wie alle darum kämpfen.

Kurz Notiert 1

Wenn man in China durch die Straßen läuft, sieht man öfter mal Erbrochenes auf der Straße. Zuerst lachte ich und dachte: „Jaja, die Chinesen und ihr Schnaps!“ aber schnell fällt einem auf, dass die Flecken immer in unmittelbarer Nähe einer Bushaltestelle sind. Des Weiteren fielen mir schon zwei junge Mädchen auf, die sich auf der Straße übergeben mussten. Ich frug daraufhin meine Frau und siehe da, es stellt sich heraus, dass wohl viele Chinesen (Chinesinnen?!) in Fahrzeugen Seekrank werden. Meine Frau hat das Problem ja auch öfter mal in einem Auto, ihre Nichte wird auch andauernd „car sick“ und nun das Erbrochene in der Nähe der Bushaltestellen.. Ich frage mich, wieso das so weit verbreitet ist hier.

Chao Hu

Zusammen mit Adrian und einem neugewonnenen chinesischen Freund besuchten wir den Chao Hu See (巢湖). Dieser befindet sich gerade mal 20 Minuten außerhalb Hefeis und gehört zu den fünf größten Sees in ganz China. Er ist maximal 55 km lang und an seiner breitesten Stelle 22 km breit. Er kommt also nicht ganz an den Bodensee heran, vor allem nicht was seine Tiefe angeht. Durchschnittlich gerade mal 2,5 meter tief und an der tiefsten Stelle nur 5 meter. Wir fuhren zuerst an die Stelle des Sees, an welcher der Zhongmiao Tempel (中庙介绍) steht. Dort kann man sich gegen eine geringe Gebühr umschauen und wenn man will auch ein wenig beten. Vor allem aber ist dieser Spot natürlich für Fotos sehr interessant.

Ansonsten besuchten wir noch ein kleines Dörfchen nahe des Sees, wo wir schließlich geschwind zu Mittag aßen. In dem kleinen Dörfchen schauten wir uns dann noch ein paar historische Geschäfte an, machten ein paar Fotos und schon war der Tag rum. Zumal unser chinesischer Kontakt nun auch arbeiten musste.

Bahnhöfe

Bahnhöfe in China sind auch eine interessante Erfahrung, vor allem wenn man mit dem Schnellzug fährt und an einen dieser riesigen Bahnhöfe mit Flughafenatmosphäre muss. Als erstes fällt auf, dass man beim Ticketkauf seinen Ausweis vorzeigen oder in meinem Falle natürlich den Reisepass parat halten muss. Kommt man am Bahnhof an, muss man Ticket und Pass dann auch am Eingang vorzeigen, sonst darf man gar nicht erst rein. Danach geht es durch eine rudimentäre Sicherheitskontrolle, bei welcher das Gepäck gescannt und man selbst durchsucht wird.

Shanghai Hong Qiao Bahnhofsgebäude außen

Shanghai Hong Qiao Railway Station

Shanghai Hong Qiao Bahnhof Übersicht innen (auf’s Bild klicken für eine größere Version)

Shanghai Hong Qiao Railway Station

Nun befindet man sich also in einer rieeesigen Wartehalle, welche mit ihren Shops und Restaurants eher an einen Flughafen erinnert, als an einen Bahnhof. Ein rieeesiges LED Display zeigt einem dann, an welchem Gate der Zug abfährt. Und je nach Größe des Bahnhofs gibt es da schon einmal so mind. 15 – 25 Gleise. An seinem Gate muss man dann erst einmal warten, denn auf die Gleise darf man erst 15 Minuten bevor der Zug einfährt. Natürlich muss das Ticket hier nochmal gescannt werden, damit auch wirklich jeder im richtigen Zug sitzt. Die Gates sind übrigens in A und B eingeteilt. A für den vorderen Teil des Zuges und B für den hinteren. Wenn man also sein Ticket genau studiert, kann man vorher schon in die richtige Richtung runter gehen und muss so nicht großartig am Gleis rumlaufen.

Tja und dann geht es auch schon los, mit ca. 300 km/h z. B. Richtung Shanghai. Von Hefei aus sind das nur ca. 3 Stunden und ein Ticket dafür kostet schlappe 30 EUR. Möglich wären auf vielen Strecken sogar 350 km/h und mehr, aber das wurde irgendwann auf 300 km/h gedrosselt. Schnellzüge in China sind generell ein interessantes Thema und der Wikipedia-Artikel ist netterrweise auch sehr detailliert, wenn auch nur in Englisch.

Im Zug selbst herrscht ein wunderbares Platzangebot, die Toiletten sind sauber, es gibt kostenfreies (heißes) Wasser und eine Stewardess bringt Snacks, Kaffee oder gar richtige Mahlzeiten. Und das obwohl es natürlich auch noch einen Restaurant-Wagen gibt. Die Sitze ähneln eher bequemeren Flugzeugsitzen, die Ansagen sind auf chinesisch und sogar auf Englisch und so vergeht eine 3-stündige Fahrt sprichwörtlich wie im Fluge.

Hier noch zwei Bilder des Bahnhofes Nanjing-Süd. Hat man erst einmal zwei oder drei solcher Bahnhöfe besucht, fällt einem schnell auf, dass alle nach dem gleichen Muster aufgebaut sind, was ich persönlich gar nicht mal so schlecht finde. Egal wo man ankommt oder von wo man abfährt, man weiß instinktiv wo es die Tickets gibt, wo die Gates sind und generell wie man dort navigieren muss. Die Architektur selbst… naja… ich nenne sie spaßeshalber mal „Brutalismus-“ oder „Brachialarchitektur“, denn anders sind diese riesigen Betonklötze, die immensen Deckenhöhen und die unfassbaren Ausmaße wirklich nicht mehr zu beschreiben.


Nanjing Süd Bahnhofsgebäude außen

Nanjing South Railway Station
Nanjing Süd Bahnhofsübersicht innen (auf’s Bild klicken für eine größere Version)

Nanjing South Railway Station