The Real China Experience

我的生活在中国

Monat: Juli 2016

Deutschland in China 2

Hier noch ein paar Beispiele, wo einem manchmal Deutschland in China begegnet.

Supermärkte

Auf den ersten Blick unterscheiden sich chinesische Supermärkte kaum von unseren. Doch nimmt man sich erst einmal die Zeit und geht einkaufen, merkt man schnell, dass hier die Unterschiede vor allem in den Details liegen.

Taschen abgeben

Am Eingang wird man aufgefordert, etwaige mitgebrachte Taschen oder Tüten doch bitte nicht mit in den Markt zu nehmen. Dafür stehen dann auch meist eine Reihe von Schließfächern bereit, welche auf Knopfdruck einen Coupon mit Barcode ausspucken. Diesen Coupon nimmt man dann mit, um später wieder mittels Barcode-Scannen sein Schließfach wieder zu öffnen. Meines Erachtens ganz angenehm, da man so immer eine Möglichkeit hat, Mitgebrachtes kurz wegzuschließen und sich Diskussionen an der Kasse erspart. Des Weiteren ist das Wegschließen auch wesentlich schneller und angenehmer, als andauernd zur Info zu rennen und zu fragen, ob man seine Tüte kurz abgeben kann.

Angebote

Als nächstes erschlagen einen meist die Angebote in den ersten Metern des Marktes. Oft turmhoch gestapelt und mit unzähligen Preisetiketten, Hinweisschildern und Störern in Sternform ausgestattet werden hier Produkte zu gar nicht soviel günstigeren Preisen angeboten. Ja, in China ist das Angeben von 100g-Preisen noch keine Pflicht und so nutzen die Hersteller die Naivität vieler Kunden schamlos aus. Viele Produkte kommen in riesigen oder aufwändig gestalteten Packungen, um viel Inhalt zu suggieren, wenn man aber auf den Inhalt schaut, stellt man schnell fest, dass das Kaufen von zwei kleineren Packungen meist günstiger ist. Es gibt aber dennoch hier und da gute Angebote und vor allem scheint es in China gerade sehr trendy zu sein irgendwelchen Haushaltskram mit an die Produkte zu kleben. Kaufe zwei Tüten Waschmittel und bekomme diese Glasschüssel geschenkt. Die Hersteller kleben teilweise alles mögliche an die Produkte, um sie preislich attraktiver zu machen und in den Markt zu dringen. Gerade bei Joghurt stellt man das oft fest. Beliebteste Beipackprodukte sind hier Schüsseln, Gläser, Löffel, Plastiksiebe, etc. Generell scheint mir das Thema Angebote in China wesentlich ausgeprägter, bzw. aktueller zu sein, als in Deutschland. Von fast jedem Produkt gibt es mind. eine Sonderversion in größerer Packung oder manchmal auch einfach zusammengeklebt mit einem anderen oder gleichen Produkt. Zwei zum Preis von einem sozusagen. Auffalend ist des Weiteren, dass am Wochenende in der Regel jede Angebotsinsel zusätzlich eine extra Verkäuferin dabei hat, welche dann lauthals mittels Mikrofon die Vorteile des Produkts und vor allem den Preis quer durch den Supermarkt schreit. Und das für jede Insel, welche direkt nebeneinander stehen, was natürlich in einer fulminanten Kakophonie gipfelt und alles andere als zum Verweilen einlädt.

Personal

Läuft man weiter, überrascht erst einmal die hohe Anzahl des Personals. Dass Arbeitskraft in China sehr, sehr günstig ist, merkt man wirklich an jeder Ecke, aber gerade in Shops und Supermärkten ist das mehr als deutlich zu spüren. Während man im riesigen Kaufland Mannheim mit Müh‘ und Not einen oder zwei verlorene Mitarbeiter findet, die aber ohnehin keine Zeit für einen haben, weil sie gerade einsortieren oder Pappkartons zusammenfalten, hat man in China in jeder (!) Abteilung mind. 2 (!) Mitarbeiter. Diese helfen dann bei Fragen zu Produkten, versuchen das beste Angebot für einen herauszufinden und sortieren aus lauter Langeweile irgendwann auch Produkte. Besonders lustig sehen die Mitarbeiter aus, wenn sie Preisschilder an die Decken hängen, denn auf Leitern in China besteht anscheinend Helmpflicht. So angenehm es auch ist, ständig einen Ansprechpartner parat zu haben, manchmal kann es leider auch ein wenig nerven, wenn man sich nur bei den Chips umschauen will und ständig mit Angeboten vollgelabert wird oder Hilfe bei der Auswahl angeboten bekommt.

Auswahl

Je tiefer man dann in den Supermarkt vordringt, stellt man fest, dass es den Chinesen kaum an Auswahl mangelt. Von vielen Produkten gibt es mind. 20 verschiedene Marken zur Auswahl und die Regale sind stets vollends gefüllt. Hier erkennt man dann auch schnell die Vorlieben der Chinesen, bzw. kulturelle Unterschiede. Während Schokolade eher Mangelware und recht teuer ist, braucht es allein 2 lange Regalinseln, nur um alle Ölsorten zu präsentieren. Die Chinesen kochen wirklich sehr ölig und das merkt man im Supermarkt am meisten. Während in Deutschland eine 1 Liter Flasche Öl der Standard und alles darüber eher die Ausnahme ist, scheint der Standard in China bei 5 Liter Flaschen zu liegen. Hier natürlich auch oft wieder zusätzlich mit 0,5 Liter Flasche drangeklebt, als besonderes Schmankerl. Auch die Auswahl an verschiedenen Ölsorten lässt nicht zu wünschen übrig, hier gibt es wahrlich alles an Öl, von verschiedenen gemixten Ölen, über Sesamöl bis zu Öl aus komischen Pflanzen, von welchen ich noch nie in meinem Leben gehört habe. Das Regal für die Sojasoße sieht natürlich ähnlich aus. Etwas ungewöhnlich finde ich die Gewichtung von Zahnpasta in chinesischen Supermärkten. Die Chinesen scheinen Zähne putzen wirklich, wirklich sehr zu mögen und so gibt es dann meist eine unfassbare Anzahl und Auswahl an verschiedenen Zahncremes. Ansonsten gibt es natürlich auch Produkte mit eher wenig bis gar keiner Auswahl. Während Joghurt zwar gerade total am abheben in China ist, so sucht man Käse leider meist vergeblich. Selbst, wenn ein Supermarkt (Walmart z. B.) Käse hat, dann gibt es meist nur 3 verschiedene zur Auswahl und natürlich zu horrenden Preisen. Dosengemüse oder generell Dosennahrung sucht man hier auch vergebens. Deutsches Bier gibt es jedoch meist in Hülle und Fülle, dieses Thema verdient allerdings fast einen eigenen Blogpost.

Frischeabteilung

Ein Stockwerk tiefer gibt es dann die Frischeabteilung, in welcher uns natürlich zuerst die Aquarien für die Fische auffallen. In China werden ca. 80 % aller Fische lebend verkauft und schwimmen im Supermarkt die ganze Zeit fröhlich vor sich hin. Des Weiteren gibt es natürlich Garnelen und Muscheln zur Auswahl, aber auch auf Schildkröten und Frösche muss man in China nicht verzichten. Die Fleischtheke ist ungewohnt „offen“ konstruiert. Hier liegt alles (auf Eis) direkt vor einem und jeder kann fröhlich drauf husten und / oder spucken. Da die Chinesen aber alles immer ziemlich, ziemlich heiß durchbraten macht sich hier darüber aber vermutlich keiner Sorgen. Gleiches gilt übrigens für die Hähnchen, die auf einem separaten Eisbett, schön sortiert nach Flügeln, Beinchen, Brüstchen und auch kompletten Hühnchen sortiert sind. Interessanterweise gibt es hier auch komplett schwarze Hähnchen. Was daran anders oder besonders ist, muss ich noch erörtern, bzw einem Geschmackstest unterziehen. Beim Gemüse gibt es ansonsten keine Überraschungen und auch das Obst sieht auf den ersten Blick aus wie bei uns. Auffallend ist lediglich, dass es natürlich viel mehr exotische Früchte gibt und die Kirschtomaten in China meistens beim Obst liegen. Generell werden zum Obst in China meist auch Kirschtomaten gereicht.

Bulk Food

Direkt neben dem Obst fällt eine weitere Kuriosität auf. Sogenanntes „Bulk Food“, was sich am ehesten noch als Massenware übersetzen lässt. Hier stehen dann Berge von Körnern, Gries, Bohnen und Samen verschiedenster Art herum und das Kiloweise. Alles schön offen präsentiert und jeweils mit einer Schaufel bestückt. Das gleiche gilt für den Reis, welchen man ebenfalls auf diese Art kaufen kann. Lustigerweise findet man in der Süßwarenabteilung auch Berge von kleinen Päckchen mit Süßwaren. Von Schokolade über Minikuchen bis getrockneten Früchten ist da alles dabei und die Chinesen lieben es, sich davon ihren persönlichen Mix in die Tüten zu stopfen. Meist wird dieser Kram dann zu Feiern und Festlichkeiten gekauft und an die Kinder verteilt.

Milchregal

Über Joghurt in China schrieb ich ja schon einmal etwas und man merkt es am Kühlregal mal wieder extrem. 80 % der Fläche ist nur Joghurt in den unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen und von den unterschiedlichsten Marken. Käse sucht man leider meistens vergebens und selbst wenn es welchen gibt, dann nur diesen Fake-Käse für Toasts. Milkana ist hier anscheinend sehr beliebt und so gibt es von Milkana auch direkt Streichkäse, jedoch wie der Joghurt überwiegens süß. Etwas (schlechten) Mozzarella oder Parmesankäse muss man schon im Walmarkt suchen und zahlt dann auch meist mind. das Doppelte als in Deutschland. Milch ist hier mittlerweile auch serhr beliebt und es gibt von deutschen Importen bis zu chinesischer Eigenproduktion eigentlich alles. Auffallend sind die kleineren Milchpackungen in 200 ml Tetrapacks, die gerne in aufwändigen Geschenkboxen mit Tragegriffen verkauft werden.

Kasse

Und dann geht es schon an’s Bezahlen und oh mein Gott haben chinesische Supermärkte immer lange Schlangen vor den Kassen. Zu Stoßzeiten muss man unter Umständen schon einmal 15 – 30 Minuten warten, bis man endlich dran ist. Und wenn man erst einmal dran ist, erkennt man schnell warum das so ist. Chinesische Kassen haben KEIN Laufband und sind viel zu kurz. Schätzungsweise ca. 60 cm Ablagefläche vorne und 40 cm Ablagefläche hinten werden einem geboten. Ein Wocheneinkauf nach deutschem Vorbild ist also fast schon unmöglich, da man nicht alle Waren auf einmal drauf legen kann und nachlegen muss. Während man aber Waren nachlegt, fliegt vorne schon wieder alles abgescannte herunter. Also was soll denn das bitte, es ist das dümmste System der Welt und ich verstehe nicht, wieso man das macht? Gut, die Chinesen kaufen im Supermarkt generell nicht soviel ein wie Deutsche, aber selbst mit einem Tageseinkauf wird es schon knapp und man muss entweder zu zweit sein oder sich sehr gut organisieren und spurten. Naja und organisieren und spurten ist in China leider eher nicht der Fall und so staut es sich an den Kassen dann immer immens. Hier müssten sich Supermärkte noch ein „eigenes“, auf die Bevölkerung angepasstes System ausdenken.

Endlich

Ist man dann endlich durch die Kasse muss man nur noch durch die Diebstahlsicherung, wo ab und an auch der Kassenbon vorzuzeigen ist. Findet der Wachmann einen suspekt, kann auch schon einmal die Tüte mit dem Kassenbon abgeglichen werden. Das passierte mir aber noch nie und generell passiert auch nichts, wenn man einfach durchläuft und den Kassenbon gar nicht vorzeigt. Sieht eher nach Arbeitsbeschaffungsmaßnahme aus. Nun muss man sich nur noch durch den Irrgarten von Shops schlängeln und seine Tasche wieder am Automaten abholen und dann hat man es auch schon geschafft.