The Real China Experience

我的生活在中国

Schlagwort: Dorf

Die Sache mit der Kälte

Ein frohes Neues an dieser Stelle geschwind!

Heute ist ein besonders schöner und warmer Tag (sonnig und knapp 15 °C!) und meine Hände sind endlich mal warm genug, um einen neuen Blogeintrag zu verfassen.

Als ich in Bozhou ankam, war es noch recht mild und ich konnte mit einer Übergangsjacke draußen herumlaufen. Zuhause zog man sich einfach eine Trainingsjacke an und gut war. Dann wurde es etwas kälter und man zog zuhause einfach einen dieser dicken Hausanzüge an und es war auch noch okay. Aber irgendwann wurde es knapp -5 °C draußen und da half selbst der Hausanzug nicht mehr, da es einfach keine Heizung in China gibt. Zumindest nicht im klassischen Sinne, wie wir das kennen als Gas- oder Zentralheizung. Warum das so ist, ist mir ein absolutes Rätsel, da es hier ja durchaus über längere Zeit kalt wird. Wenn man in Hong Kong keine Heizung installiert, weil es im Winter maximal +10 °C draußen sind, dann verstehe ich das noch. Aber nicht hier, wo es schonmal -5 °C oder kälter wird.

Also jedes Haus und jede Wohnung hat ja mindestens eine Klimaanlage für den recht langen und sehr heißen Sommer hier. Das ist ja immerhin schon etwas. Diese Klimaanlagen können natürlich auch ebensogut heizen, aber dennoch tut das kaum einer hier. Vermutlich weil es zuviel Geld kostet und die Klimaanlage schon im Sommer bei +45 °C Außentemperatur den ganzen Tag laufen muss. Sagen wir mal, finanziell gesehen verstehe ich das. Warum hier aber selbst im Winter bei 0 °C ständig die Fenster und Türen offen gelassen (!) werden, das verstehe ich nun beim besten Willen nicht. Ein bisschen Tür zu, kurz mal mit Klimaanlage aufheizen und es wäre einfach auszuhalten, aber nein… statt dessen steht hier meist alles offen und die Leute sitzen einfach super dick eingepackt herum und schlürfen heiße Reissuppe.

Ich persönlich habe ja das Problem, dass ich mich so gut einpacken kann wie ich will, ich werde einfach nicht warm und habe ständig kalte Hände, Füße, Nase, Ohren, etc. Es hilft irgendwann einfach gar nichts mehr und das Schlimmste dabei ist, dass man hier zuhause nichtmal heiß duschen kann. Jawohl, Warmwasser gibt es nur, wenn die Sonne draußen scheint und die Gerätschaft auf dem Dach erhitzt. Das ist im Winter natürlich entsprechend selten und so gehen hier im Dorfe einfach alle in’s nähste Badehaus. Erschwerend kommt hinzu, dass es einfach ÜBERALL kalt ist, egal wo man hingeht. Restaurants, Shops, einfach überall. Man kann sich einfach nirgends so richtig aufwärmen, was einen in einem echt unangenehmen Zustand der Dauerfröstelei lässt. Besonders hart wurde es, als selbst im Fitnessstudio, wo ich immer regelmäßig Dusche, der Boiler ausfiel und es kein Warmwasser gab. Selbst im Badehaus ist die Wassertemperatur nicht immer wirklich heiß und naja, die Duschen ansich sind ja auch nochmal ein Thema für einen Extrapost, glaube ich.

Dazu kommt, dass bei Kälte einfach alles sch…lecht ist. Stifte schreiben nicht mehr, einen besonders kalten Tag ging meine Kaffeemaschine nicht mehr (!), alles was man anfasst ist kalt, alles was man anzieht ist kalt, die Nase läuft ständig, Deckblätter von Büchern wellen sich hoch, man kann nicht mal „schnell“ ohne Schuhe den Boden berühren, bei Bedienung von iPhone läuft der Bildschirm sofort an, zum Zähne putzen und Gesicht waschen muss man sich heißes Wasser kochen, etc. pp. Die Probleme und „Unangenehmigkeiten“ sind vielfältig.

Winter ist ja so schon nix für mich, aber erst recht nicht in einem Haus ohne Heizung. Bald geht es nach Hefei, wo wir natürlich Türen und Fenster schließen und wenigstens etwas heizen werden. Koste es, was es wolle. Ach und einen Durchlauferhitzer und somit Warmwasser gibt es dort dann natürlich auch. Denn ohne kann man ja echt kaum überleben.

Hunde auf dem Dach

Essen

Weiter geht’s. Als wir dann erst einmal in Bozhou ankamen, war an Aufenthaltstitel oder sonstiges nicht mehr zu denken, denn kaum ist man bei der Familie geht es nur noch um eins: Essen, essen, essen und noch einmal essen. Unser Hochzeits/Willkommens-Bankett war schon für nächste Woche geplant, was uns eigentlich ein wenig zu früh war, da wir gerne noch einmal nach Hefei gefahren wären, aber was soll man machen. Vor dem eigentlichen Hochzeits/Willkommens-Bankett gab’s dann eigentlich auch täglich mind. 2 mal große Familienessen, da man ständig von Verwandten irgendwohin eingeladen wurde.

Das heißt unser Tagesablauf die letzte Woche sah im Prinzip so aus:

  • Aufstehen
  • Erste Verwandte trudelten bereits ein
  • Verwandte Bespaßen
  • Mittagessen fahren
  • heimfahren
  • Erste Verwandte für’s Abendessen trudelten bereits ein
  • Verwandte Bespaßen
  • Abendessen fahren
  • Schlafen gehen

So sehr ich chinesisches Essen auch mag, irgendwann ist aber auch mal gut, zumal man automatisch immer soviel isst, dass man schon nach einer Woche bereits aus dem Leim geht. Die letzten Tage frühstückte ich schon kaum was, denn dann hätte das Mittagessen sowie Abendessen erst recht nicht mehr reingepasst. Frühstück heißt in China nämlich Reissuppe, normale Speisen wie beim Mittag- oder Abendessen und chinesisches Brot. Das ist nach 3 Tagen Daueressen einfach zuviel.

Als nächstes nahte unser Hochzeits/Willkommens-Bankett und da hieß es natürlich schon einen Tag vorher – genau – Verwandte einladen und schon einmal vor essen. Immerhin ist das Essen in China wirklich lecker und besteht aus sovielen Speisen, dass eigentlich immer etwas für einen dabei ist. Ich werde vermutlich bei Zeiten noch etwas detaillierter über chinesische Familienessen schreiben. Trinken durfte ich leider nichts, da ich für das Visum ja eine Gesundheitsbescheinigung brauche und einfach auf Nummer sicher gehen will, dass mein Körper dann auch fit ist. Man weiß ja irgendwie nie.

Am Tage des Hochzeits/Willkommens-Banketts war mir das aber sogar recht, da es an diesem Tage das erklärte Ziel der Familienmitglieder (vor allem Bruder und seine Freunde) ist, den zukünftigen Schwiegersohn abzufüllen. Der zukünftige Schwiegersohn wiederrum kann aber auch Freunde einladen, die ihm helfen können und sollen. Für mich kamen einfach ein paar Freunde meiner Frau, da ich auf die Schnelle niemanden so flink einfliegen konnte. Diese Freunde mussten nun also trinken, was das Zeug hielt und hielten sich aber tapfer, auch wenn die Gesichtsfarben teilweise schon wild wechselten. Die Jungs haben also definitiv noch etwas gut bei mir und ich muss mich da früher oder später noch revanchieren.

Man könnte nun meinen, dass wir nun endlich zurück nach Hefei gehen könnte, um meinen Aufenthalt zu regeln, aber in der Zwischenzeit meldete sich meine Frau für die Fahrschule an und da steht nun nächste Woche bereits die Prüfung bevor. Nun wollen wir danach nach Hefei gehen und auch wenn noch Zeit ist, bin ich froh, wenn das einfach alles endlich mal geregelt ist. Irgendwie fühle ich mich im Moment zur einen Hälfte nur als Tourist und zur anderen als nur geduldet.

Mal schauen, das große Fressen ist ja nun vorbei, nun kann ich auch öfter mal ein paar Zeilen schreiben.