The Real China Experience

我的生活在中国

Schlagwort: Werbung

Fake Geschäfte

Hin und wieder sieht man in China fake Geschäfte, genauer gesagt temporäre Geschäfte. Diese sind leer und geschlossen, haben aber eine recht aufwändige Beschriftung an den Fenstern. Inklusive Firmenlogo in 3D Buchstaben. Das sieht man dann meistens bei Neubaugebieten, wo die Läden noch nicht alle vermietet sind, es aber schonmal „eingelebt“ aussehen soll. Interessant finde ich dabei, wie diese temporäre Beschriftung oft aufwändiger ist, als in Deutschland bei richtigen Geschäften. Während sich in Deutschland kaum ein Klein- oder Mittelständisches Unternehmen 3D Buchstaben leistet, so ist das in China bei den enormen Preisunterschieden natürlich kein Problem. Selbst für temporäre Shopfronten.

Deutschland in China

Deutschland ist in China recht beliebt. Auch wenn wir im zweiten Weltkrieg Alliierte der Japaner waren und diese den Chinesen ordentlich zusetzten, so ist es die Verarbeitung unserer Geschichte, welche die Chinesen immer wieder beeindruckt und mit uns versöhnlich stimmt. Und dann ist da natürlich noch das Bier und die Autos. So sieht man häufer mal Zahnarztpraxen mit „Implantaten aus Deutschland“ werben (während bei uns die Implantate alle aus China kommen), viele, viele deutsche Autos und auch Bars wie „Krombacher Bar“, „Bitburger Bar“ oder direkt das „Bavarian Beer House“.

Davon ab gibt es aber teilweise noch eher ungewöhnlichere und lustige Beispiele. Deutsche Technologie im Klärwerk, deutsche Sprache an einem Beautysalon und einen Kärcher-Shop in einer Edel Shopping Mall. Aber seht selbst.

Werbung in China

China ist ja bekanntlich recht groß und vor allem hat es ziemlich viele Bewohner. Hefei z. B. ist eine Stadt mit aktuell (naja, Stand 2010) ca. 7,5 Millionen Einwohnern. So ist es nicht verwunderlich, dass Werbung in China teilweise enorme Ausmaße annimmt. Man muss hier eben extrem auffallen, um aus der Masse heraus zu stechen. Und so fällt einem hier direkt die immense Größe von Werbebannern auf, welche hier überall rumhängen. Es kann schon einmal vorkommen, dass eine komplette Häuserseite mit einer Werbeplane bedeckt ist, auf welcher die neuesten Apartements angeboten werden. Werbeplanen sind in China zum größten Teil von mehrstöckiger Höhe und ebenso bunt und einfallsreich bedruckt. Während sich in Deutschland alle Firmen um den Preis der Plane sorgen machen, machen die Chinesen sich maximal um die Größe sorgen. Das Haus hat nur 10 Stockwerke? Shit, am besten auf dem Dach noch einen mind. 10 meter hohen Aufbau hinstellen, damit die Plane noch größer werden kann.

Gut, Werbeplanen sind ja noch vergleichsweise günstig, könnte man meinen. Wie wichtig den chinesischen Firmen ihr eigener – anscheinend enormer – Markt ist, zeigen aber vor allem die LED Leinwände, die hier auch einfach riesige Ausmaße annehmen. So eine LED Leinwand ist mit Sicherheit auch in China (und vor allem verglichen mit chinesischen Verhältnissen) sicher nicht günstig, aber dennoch werden hier einfach unfassbar riesige LED Leinwände an Häuserfronten angebracht, wo dann in unfassbar grellem LED Licht Werbung läuft. Manchmal als Slideshow, sehr oft Videoclips und manchmal hat man sogar noch das Wetter und die Uhrzeit dabei. Und als wäre das nicht genug, werden solche riesen TVs manchmal auch einfach an den Straßenrand oder anderweitig gute Plätze gesetzt. Es kommt dann schonmal vor, dass man so die Straßen lang läuft und auf einmal von einem riesigen LED Screen geblendet wird, der da einfach so rumsteht und größentechnisch die LED Wand des Finalspiels „Deutschland : Argentinien“ auf der Berliner Fanmeile in den Schatten stellt.

Und wenn wir schon einmal bei Größen sind, selbst Flyer müssen in China mindestens (!) Din A4 groß sein, bevor sich überhaupt jemand dafür interessiert. Am besten natürlich noch auf dickem Papier, damit auch alles ja hochwertig aussieht. Der Vergleich mit Deutschland, wo viele Firmen eher „handliche“ Formate bevorzugen muss auch hier mal wieder herbeigezogen und fast schon belächelt werden. Erst kürzlich war ich im Fitnessstudio, wo auf dem Thresen DIN A3 (!) Flyer herumlagen und die neusten Eigentumswohnungen samt angeschlossener Mega-Shopping-Mall bewarben. Jetzt Eigentumswohnung kaufen; nur 9.000 Yuan (ca. 1.200 EUR) pro Quadratmeter Wohnfläche! Klar, dass die bei den Preisen auf die Kacke hauen müssen. Ich fand es jedoch amüsant und interessant, vor allem weil die Flyer nicht einmal auf den Thresen passten und vorne wie hinten schon „herunter hingen“. Einfach unfassbar manchmal, dieses China.

Des Weiteren sind die Chinesen vor allem sehr einfallsreich, was die Plätze der Werbung angeht. In der Regel wird hier für Planen oder Aufkleber jeder freie cm² genutzt und am liebsten würden sie vermutlich sogar noch die Straßen bekleben. An unseren Fahrstultüren klebt Schnapswerbung, über dem Knopf zum Rufen des Fahrstuhls hängt noch ein Mini LCD Screen, auf welchem Videos laufen und darunter ganze 3 (!) weitere kleinere LCD Screens zusätzlich fröhlich Werbung anzeigen und als wäre das noch nicht genug hängen natürlich im Fahrstuhl auch nochmal 3 Bilderrahmen mit Werbung. Puh. Es erschlägt einen hier in der Tat manchmal. Viele Firmengelände oder Wohngegenden sind mittels Schranken blockiert, an welchen natürlich auch Werbung an den Lamellen angebracht wird. Selbst ein Luxushotel kann in der Lobby nicht auf 5 LED Leinwände verzichten. Selbst dann, wenn man glaubt endlich mal eine Werbefreie Hauswand oder Ecke gefunden zu haben, kommen einem auf einmal eine Truppe Menschen entgegen, welche Schilder mit Werbung darauf hochhalten und ggf. noch Riesenflyer an Interessierte ausgeben. Manchmal werden sie sogar von einem in ein Megaphon schreienden Anführer angeführt.

Aurale Werbung ist ja auch so ein Ding hier. Vor vielen Geschäften stehen einfach große Lautsprecher, auf welchen dann im Loop ein oder mehrere besonders tolle Angebote durchlaufen. Das ganze natürlich in einer ohrenbetäubenden Lautstärke, damit man natürlich am meisten von allen auffällt. Andere Läden wiederrum haben eine Verkäuferin vor der Tür stehen, welche in ein kleines Headset spricht und ein Minilautsprecher an ihrem Gürtel dann die neusten Angebote preist. Natürlich selbst bei den Minilautsprechern in einer ohrenbetäubenden Lautstärke und häufig kommt es auch mal vor, dass eben mehrere Läden nebeneinander sind und man so von 5 – 10 solchen Werbespots oder Angestellten beschallt wird. Unser McDonald’s vor unserer Haustür hat z. B. das Audiosignal seines TVs im Laden einfach nach draußen geleitet und so darf man sich als Anwohner nun täglich (!) und ungelogen den ganzen Tag (!) McDonald’s Werbespots anhören. Dann gibt es noch Fahrzeuge, welche einfach ein Megaphon auf dem Dach haben und entweder irgendwo parken oder auf Wunsch des Kunden auch durch die Stadt fahren und dann ihre Werbespots durch die Straßen trällern.

Zu den Flyern sei übrigens noch gesagt, dass das Flyerverteilen in China auch ziemlich lustig ist. Flyer werden oft gerollt und Fahrzeugen in die Türklinken geschoben oder an die Scheibenwischer gehängt. Natürlich gerne auch mal an der Ampel, wenn die Fahrzeuge kurz anhalten. Es wird einfach verteilt, ob man will oder nicht. Da jetzt aber z. B. Motorroller bzw. E-Bikes weder Scheibenwischer noch Türklinken haben, werden Flyer von den Verteilern auch gerne mal „abgelegt“. Und zwar entweder auf deinem Schoß, im Korb falls vorhanden, deiner Tasche oder einfach auf der Trittfläche, wo man seine Füße hat. Ein freundliches „Nein Danke“ hilft natürlich überhaupt nicht und so muss man sich einfach damit abfinden, nun noch mehr Werbung mit sich herumzutragen. In Shanghai saß ich einst in der U-Bahn und auch hier wurde mir einfach ein Flyer auf den Schoß gelegt, ob ich wollte oder nicht.

Ich kann nur erahnen wie hart umkämpft der chinesische Markt ist, aber wenn man sich die Werbung hier anschaut, dann muss es hier einiges zu holen geben, so wie alle darum kämpfen.